AOK-Studie über unnötige Operationen alarmiert die Politik

AOK-Studie über unnötige Operationen alarmiert die Politik Berlin (dapd). Die laut einer AOK-Studie stark gestiegene Zahl kostspieliger und vielfach unnötiger Operationen in Krankenhäusern ruft nun auch die Politik auf den Plan. Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr wandte sich am Wochenende entschieden gegen medizinisch nicht notwendige Operationen. Der FDP-Politiker sagte der Zeitung „Die Welt“, solche unnötigen Eingriffe belasteten die Kranken wie auch die Mitarbeiter in den Kliniken. „Das wollen wir nicht zulassen.“ Bahr erinnerte daran, dass die Bundesregierung die Krankenkassen und Krankenhäuser gesetzlich dazu verpflichtet habe, „die Mengenentwicklung in den Kliniken wissenschaftlich untersuchen zu lassen“. Dies werde bis Mitte 2013 geschehen. „Auf der Grundlage der Ergebnisse werden wir dann weitere Maßnahmen in Angriff nehmen, wenn es notwendig ist“, kündigte Bahr an. Der Gesundheitsexperte der Unionsfraktion, Jens Spahn (CDU), forderte in der Zeitung: „Wir müssen die Anreize anders setzen, Operationen dürfen nicht ökonomisch begründet sein.“ So setze sich die Union für volle Transparenz ein, was die Bonusverträge für Chefärzte angehe. Der „Schwäbischen Zeitung“ sagte er: „Die Patienten sollen sehen können, für welche Art von Operationen – ob für Hüft-, Knie- oder andere – bei der Klinik ein Bonusvertrag mit finanziellen Anreizen für den Arzt existiert.“ Deutschland ist zum Beispiel international Spitzenreiter beim Einsatz von Hüft- und Kniegelenksprothesen. Schlechte Kliniken Hintergrund der Debatte ist der sprunghafte Anstieg von Operationen, die als medizinisch nicht notwendig erachtet werden. So hat sich nach Angaben der AOK die Zahl der Eingriffe an Wirbelsäulen bei ihren Versicherten zwischen 2005 und 2010 mehr als verdoppelt. Einen Zuwachs verzeichnet der neue Krankenhaus-Report der AOK auch bei Untersuchungen mit Herzkathetern. Laut AOK ist gerade bei Operationen, die besonders hoch entlohnt werden, ein auffällig starker Anstieg feststellbar. Die Entwicklung sei nicht allein mit den medizinischen Folgen der alternden Gesellschaft zu erklären. Der AOK-Report wirft darüber hinaus auch ein schlechtes Licht auf die Qualität mancher Operation und einiger Krankenhäuser. Wie aus dem Bericht hervorgeht, ist ein großer Unterschied in der Qualität der Operationen in den verschiedenen Krankenhäusern zu konstatieren. So schnitten beim Vergleich von Katheteroperationen in 614 Klinken 37 Häuser besonders schlecht ab. Hier kam es in mehr als 15 Prozent der Eingriffe zu Komplikationen wie Nierenversagen bis gar zum Tod des Patienten. 74 Häuser schlossen dagegen besonders gut ab. Dort gab es nur bei weniger als fünf Prozent der Fälle Probleme. Für den Report wurden Daten von mehr als 45 Millionen AOK-Versicherten aus den Jahren 2005 bis 2011 ausgewertet. Betrachtet wurden ferner 1.600 der 2.000 Klinken in der Bundesrepublik. dapd (Politik/Politik)