Von Schlecker ins eigene Geschäft
Maikammer (dapd). „Sonjas Drogerie“ ist ein nur 32 Quadratmeter großes Geschäft im pfälzischen Weinort Maikammer. Aber für die 43 Jahre alte Geschäftsführerin steht der Laden auch für die Befreiung aus der Arbeitslosigkeit und ihr Vertrauen in die Zukunft. Im März war Sonja Weisenburger bei der insolventen Drogeriekette Schlecker entlassen worden – seit Anfang Juni ist sie ihre eigene Chefin. Seit 1995 hatte die Pfälzerin bei Schlecker gearbeitet, zuletzt als Springerin, was bedeutet, dass sie je nach Bedarf in verschiedenen Filialen der Region eingesetzt wurde. „Als ich erfuhr, dass ich meine Stelle verliere, flossen die Tränen“, erinnert sich die 43-Jährige an die Situation im März: „Aber schon am nächsten Tag habe ich diesen Laden für meine eigene Drogerie reservieren lassen.“ Das Geschäft, das nur wenige Schritte von Sonja Weisenburgers Wohnung entfernt liegt, hatte zuvor fast zwölf Jahre leer gestanden. Direkt nebenan gibt es einen Gemüseladen, schräg gegenüber eine Bäckerei und ein paar Meter weiter bietet ein Imbiss Dönerkebab an. „Nachdem die Schlecker-Filiale in Maikammer geschlossen hatte, gab es keine Drogerie mehr im Ort. Also dachte ich mir, dass dies auch eine gute Chance für mich sein könnte“, berichtet die Geschäftsfrau. Bevor es losgehen konnte, musste die gelernte Hotel- und Restaurantfachfrau einige Hürden nehmen. Mithilfe einer Existenzgründungsberaterin erstellte sie einen Business- und Finanzplan. Einen Kredit bei einer Bank nahm sie nicht auf, stattdessen finanzierte die alleinstehende Frau den Gang in die Selbstständigkeit mit ihrem Ersparten. Mitarbeiter hat sie erst einmal keine eingestellt: Sonja Weisenburger ist Geschäftsführerin und Verkäuferin in einem, die Bestellungen erledigt sie in der Mittagspause vom heimischen Computer aus. „Allerdings war es am Anfang nicht einfach, überhaupt die Waren geliefert zu bekommen“, berichtet sie. Ein großer Konzern, der Nahrungsmittel, Kosmetika und Pflegeprodukte herstellt, habe ihr mitgeteilt, dass erst ab einem erwarteten Jahresumsatz von einer Million Euro geliefert werde, beschreibt sie die gängigen Geschäftsbedingungen. „Im Grunde kann ich meine Ware nur von Zwischenhändlern beziehen“, sagt sie. Dennoch sei ihr Geschäft gut angelaufen. „Aufgrund meiner jahrelangen Arbeit bei Schlecker weiß ich, welche Produkte am wichtigsten sind,“ berichtet die Ladenbesitzerin, die von Sonnencreme und Kosmetika bis hin zu Rasierklingen so ziemlich alles verkauft, was die Kunden im Alltag benötigen. Neben den Bewohnern des Ortes zählen auch Touristen zu ihren Kunden. „Gerade für die älteren Leute aus der Nachbarschaft ist das Angebot ganz praktisch“, findet Semra Kurt, die im Döner-Imbiss schräg gegenüber arbeitet. Eine Drogerie habe nach dem Aus für die Schlecker-Filiale im Ort schon gefehlt. Nun müsse man sich nicht mehr extra ins Auto setzen, nur weil gerade mal die Flasche mit dem Putzmittel leer sei. „Wir kaufen auch dort ein“, sagt Semra Kurt. Manchmal bekomme sie Anrufe von früheren Kolleginnen, die sich für ihren beruflichen Weg interessieren, berichtet Sonja Weisenburger. Allein in Rheinland-Pfalz waren Mitte Juli laut Arbeitsagentur von 1.248 ehemaligen Schlecker-Beschäftigten, die sich arbeitslos gemeldet haben, 973 noch immer auf Jobsuche. Für Sonja Weisenburger ist dieses Kapitel Vergangenheit. Auch dass die Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit der Schlecker-Insolvenz jetzt gegen 14 Personen, darunter Firmengründer Anton Schlecker, wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung, Bankrott und Untreue ermittelt, quittiert die 43-Jährige Ladenbesitzerin nur noch mit einem Schulterzucken. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
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Bosbach lehnt Spanien-Hilfe wegen zu vieler Unklarheiten ab
Berlin (dapd). Der Unions-Innenexperte Wolfgang Bosbach lehnt das europäische Hilfspaket für den spanischen Bankensektor ab. „Wir haben ein Rettungspaket nach dem anderen geschnürt, wir gehen immer höhere Haftungsrisiken ein und die Lage in der Eurozone ist nicht besser geworden, sondern sie wird tendenziell eher problematischer“, sagte der CDU-Politiker am Donnerstag dem Sender n-tv. Noch am Nachmittag wollte der Bundestag über die Milliardenhilfen entscheiden. Bosbach kritisierte, es gebe bei der Spanien-Hilfe „ganz konkrete Fragen, die bis jetzt gar nicht beantwortet werden können“. Unter anderem sei offen, warum nicht diejenigen spanischen Banken, „die glänzende Geschäfte machen“, den angeschlagenen Instituten im Land helfen. Auch sei die Beteiligung der Gläubiger an der Bankenrettung unklar. „Vor diesem Hintergrund kann ich nicht zustimmen“, sagte Bosbach. dapd (Politik/Politik)
Verband: Energiegenossenschaften liefern Beitrag zur Energiewende
Berlin (dapd). Energiegenossenschaften haben in den vergangenen Jahren 800 Millionen Euro in erneuerbare Energien investiert. Das geht aus einer Untersuchung des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbandes (DGRV) und weiterer Initiatoren hervor, die der Verband am Donnerstag in Berlin vorstellte. „Die Genossenschaften werden zum Treiber der Energiewende“, sagte der DGRV-Vorstandsvorsitzende Eckhard Ott. Nach Angaben des Verbandes wurden seit 2005 mehr als 500 neue Genossenschaften gegründet. Diese unterhalten zum überwiegenden Teil Photovoltaikanlagen. Der Verband schätzt, dass Genossenschaften in Deutschland pro Jahr 290.000 Megawattstunden Strom erzeugen. An der Studie beteiligten sich 290 Genossenschaften mit durchschnittlich 160 Mitgliedern. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Spediteure kritisieren fehlende Hinweise an neuen Mautstraßen
Berlin (dapd). Auf die ab 1. August mautpflichtigen Bundesstraßen wird nicht mit besonderen Verkehrsschildern hingewiesen. Das Bundesverkehrsministerium in Berlin erklärte auf dapd-Anfrage, es würden keine Schilder aufgestellt, die auf den Beginn der Mautpflicht hinweisen. Zur Begründung verwies ein Sprecher darauf, dass der Informationspflicht mit der Veröffentlichung der neuen Abschnitte im Bundesanzeiger Genüge getan sei. Der Spediteursverband BGL kritisierte diese Einstellung. Im Unterschied zu den Autobahnen unterscheiden sich mautpflichtige und mautfreie Bundesstraßen nicht durch ihre Beschilderung voneinander. Der Übergang kann unscheinbar sein, da es unter anderem von der Streckenlänge bis zur nächsten Kreuzung abhängt, ob eine vierspurige Bundesstraße mit Maut belegt ist oder nicht. Damit müssen Lkw-Fahrer und ihre Unternehmer mit Bußgeld bis zu 400 Euro rechnen, falls sie einen der neuen Abschnitte befahren, ohne vorher die Maut dafür entrichtet zu haben, oder ohne dass sie ein automatisches Mauterfassungsgerät (On-Board-Unit, OBU) im Auto haben. Die Straßenverkehrsordnung würde eine Beschilderung erlauben: Das eigens für mautpflichtige Straßen geschaffene amtliche Verkehrszeichen 390, ein rundes, weißes Schild mit rotem Rand, zeigt einen schwarzen horizontalen Balken, darüber das Wort „MAUT“ und darunter einen Lastwagen. Vereinzelt wird es in Deutschland verwendet. Scharfe Kritik an den fehlenden Hinweisschildern kam von den Spediteuren. „Lebensfremd“ nannte Hauptgeschäftsführer Karlheinz Schmidt vom Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) die Vorstellung, dass gebietsfremde, möglicherweise ausländische Trucker vor Fahrtantritt in den Bundesanzeiger schauen, um sich zu vergewissern, auf welcher Bundesstraße sie Maut zahlen müssten. Damit werde eine „neue Wettbewerbsverzerrung“ geschaffen zwischen Fahrern, die eine OBU hätten, und den anderen, sagte Schmidt. Er bezweifelte, dass Gerichte im Streitfall der Forderung nach mehreren Hundert Euro Bußgeld wegen „Mautprellerei“ auf einem nicht gekennzeichneten Bundesstraßenabschnitt entsprechen würden. Auch der Sprecher des Auto Club Europa (ACE), Rainer Hillgärtner, nannte die Regelung „nicht verbraucherfreundlich“, auch wenn sie rechtlich in Ordnung sei. Die Lkw-Maut gilt ab 1. August nicht nur auf den meisten Bundesautobahnen, sondern auch auf 1.135 Kilometern vierspuriger Bundesstraßen. Das soll dem Bundeshaushalt zusätzliche Einnahmen in jährlich zweistelliger Millionenhöhe bringen. Umstellen müssen sich vor allem Unternehmen, die bisher nur im Nahverkehr mit mehr als zwölf Tonnen schweren Lastwagen unterwegs waren, etwa Bauunternehmen. Wie viele Fahrzeuge davon betroffen sind, ist bisher nicht bekannt. Der Mautbetreiber Toll Collect empfiehlt ihnen, die automatischen Erfassungsgeräte für die Straßengebühr einbauen zu lassen. Diesem Rat schloss sich der BGL an. (Mautbetreiber: http://www.toll-collect.de Streckenliste: http://url.dapd.de/MJnnlX Streckenkarte: http://url.dapd.de/l32mCA ) dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
CDA dringt auf gesetzliche Regelung für Leiharbeiter
Saarbrücken (dapd). In der Union regt sich Kritik an der zögerlichen Haltung von Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU), ein Gesetz über die Gleichstellung von Zeitarbeitern und Stammbeschäftigten auf den Weg zu bringen. „Durch die Tarifverträge in ein paar großen Branchen ist sicher viel Positives passiert. Aber wahr ist auch, dass davon nur ein Teil der Zeitarbeit erfasst ist“, sagte der Vorsitzende der Christlich Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), Karl-Josef Laumann, der „Saarbrücker Zeitung“. Der CDU-Politiker plädierte dafür, dass die Zeitarbeitsbranche ihre tariflichen Möglichkeiten ausschöpfen müsse. Vorstellbar sei aber auch, dass die CDU die Forderung nach einer gesetzlichen Regelung ins Wahlprogramm für die nächste Bundestagswahl schreibe. „Denn es muss noch mehr passieren“, sagte der CDA-Chef. Von der Leyen hatte ihre Zurückhaltung für eine gesetzliche Regelung mit tariflichen Vereinbarungen in Branchen wie der Stahl-, Metall- und Chemie-Industrie begründet. Darin sind komplette beziehungsweise weitgehende Lohnangleichungen zwischen Leiharbeitern und Stammbeschäftigten vorgesehen. dapd (Politik/Politik)
Zeitung: Investment-Banking der Deutschen Bank streicht 1.000 Jobs
Düsseldorf (dapd). Die Deutsche Bank reagiert offenbar mit Stellenstreichungen auf den Geschäftseinbruch an den Kapitalmärkten. Die beiden Vorstandschefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen wollen in den nächsten Wochen gut 1.000 Stellen im Investment-Banking abbauen, überwiegend im Ausland, wie das „Handelsblatt“ unter Berufung auf Finanzkreise berichtet. Auf dapd-Anfrage wollte ein Sprecher der Bank den Bericht am Donnerstag nicht kommentieren. Der Stellenabbau erfolgt dem Zeitungsbericht zufolge unabhängig von der neuen strategischen Ausrichtung der internationalen Großbank, die Jain und Fitschen im September ankündigen wollen. Mit dem Schritt hole die Deutsche Bank nach, was die internationale Konkurrenz bereits vorgemacht hat. So hat Brady Dougan, der Vorstandsvorsitzende von Credit Suisse, angekündigt, dass die Schweizer Bank im laufenden Jahr 3.500 Arbeitsplätze abbauen will. Bei der Deutschen Bank handele es sich um eine „taktische Anpassung und nicht um einen Wechsel der Strategie“, die vielleicht schon mit den Zahlen über das zweite Quartal am 31. Juli veröffentlicht werden könnte, hieß es dem Blatt zufolge in Finanzkreisen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Zehn Prozent Dispozinsen sind laut Studie angemessen
Berlin (dapd). Bereits mit Zinssätzen von zehn Prozent im Jahr für Kontoüberziehung können Kreditinstitute einer Studie zufolge „profitabel arbeiten“. Verlangt werden derzeit aber bis zu 14 Prozent. Deshalb appellierte Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) am Donnerstag bei der Vorstellung der Studie an Banken und Sparkassen, für „faire Konditionen und volle Transparenz“ zu sorgen. Es sei nicht vermittelbar, dass die Institute sich zu historisch niedrigen Zinsen Geld besorgen könnten, bei ihren Kunden aber zum Teil heftig zulangten, sagte die Ministerin. „Wollen die Banken den Kredit bei ihren Kunden nicht verspielen, müssen sie runter von überhöhten Dispozinsen.“ Aigner will im Herbst ein Spitzengespräch über faire Bankkonditionen mit Vertretern der Kreditinstitute, der Verbraucher und der Schuldnerberatung führen. Nach einer Forsa-Umfrage (vom 13. bis 16. Juli unter 1.001 Befragten) empfinden 80 Prozent der Deutschen das durchschnittliche Dispozinsniveau als unangemessen. Etwa jeder vierte Verbraucher hat in diesem Jahr schon sein Girokonto überzogen. Jeder Dritte fühlt sich von seiner Bank über die Dispozinsen nicht gut informiert. Nach der vom Ministerium beauftragten Studie des Instituts für Finanzdienstleistungen und des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung verfügen über 80 Prozent der Haushalte in Deutschland über einen Dispokredit-Rahmen. Jeder sechste Haushalt nimmt diesen regelmäßig in Anspruch. Nach früheren Untersuchungen der Stiftung Warentest schwanken die Dispozinsen bei Banken und Sparkassen in Deutschland zwischen 6 und 14,75 Prozent, der Durchschnitt liegt bei 11 bis 12 Prozent. Die Autoren der Studie sehen das Dispozinsniveau vieler Banken und Sparkassen in Deutschland kritisch und ziehen die Begründungen der Geldhäuser für die hohen Zinsen in Zweifel: Weder habe sich der Bearbeitungs- und Verwaltungsaufwand in den vergangenen Jahren erhöht, noch seien die Ausfallquoten mit im Schnitt höchstens 0,3 Prozent auffallend hoch. In der Studie wird mehrfach darauf hingewiesen, dass sich die Refinanzierungskosten der Banken am Geldmarkt in jüngster Zeit erheblich reduziert haben. Die Dispozinsen seien aber nicht unmittelbar und in gleichem Maße gefallen. Es sei naheliegend, lautet das Ergebnis der Untersuchung, „dass die Erträge aus dem Dispokreditgeschäft die Kosten, die dem Kreditinstitut für dieses einzelne Produkt entstehen, deutlich übersteigen, so dass sie zur Quersubventionierung anderer Leistungen oder zur Gewinnsteigerung verwendet werden“. Der Forsa-Umfrage zufolge kennt nicht einmal jeder zweite Bankkunde die Höhe seines persönlichen Dispozinses. Aigner mahnte die Kreditinstitute, die Kunden benötigten umfassende Informationen, damit sie vergleichen und das für sie beste Angebot auswählen können. „Es kann nicht sein, dass man eine Stunde lang auf der Internetseite einer Bank suchen muss, bis man die Höhe des Dispozinses findet“, kritisierte die CSU-Ministerin. (Studie und Forsa-Umfrage im Internet: www.bmelv.de/dispo ) dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Volker Beck kritisiert Hopplahopp bei Beschneidungs-Resolution
Osnabrück (dapd). Vor der geplanten Verabschiedung einer Resolution zur Beschneidung im Bundestag hat sich der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Bundestagsfraktion Volker Beck hinter den Entwurf gestellt. In einem Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ kritisierte er gleichwohl, er fände es „problematisch, dass die Abgeordneten jetzt so kurzfristig in eine solche Entscheidungsdebatte gezwungen werden“. Das zugrunde liegende Urteil sei von Mitte Mai und die öffentliche Debatte laufe seit mindestens zwei Wochen auf Hochtouren. „Warum jetzt alles so Hopplahopp geschehen soll, erschließt sich mir nicht“, sagte der Grünen-Politiker. Folglich könne er in dieser sensiblen Frage auch nicht für die gesamte Fraktion sprechen. Die Resolution soll an diesem Donnerstag verabschiedet werden und sieht die juristische Zulassung von Beschneidungen kleiner Jungen vor. dapd (Politik/Politik)