Westermann digitalisiert Prozesse

Tablets helfen Mitarbeitern bei Westermann im Minden beim digital optimierten Schaltschrankbau (Foto: Westermann)
Tablets helfen Mitarbeitern bei Westermann im Minden beim digital optimierten Schaltschrankbau (Foto: Westermann)

Minden. Der Schaltanlagenbauer Westermann geht neue Wege, um die Planung und Fertigung im Betrieb zu digitalisieren – mit einem durchgängigen Datenfluss und Tablets für die Mitarbeiter. Das Umsetzungsprojekt des vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) geförderten Kompetenzzentrums „Digital in NRW“ geht jetzt in die Zielgerade, die Beteiligten berichten über erste Ergebnisse.

Schaltschrankbau bisher von Hand

Es ist fast paradox. In einer Schlüsselbranche der Automatisierungstechnik – dem Schaltschrankbau – laufen die wesentlichen Arbeitsschritte keinesfalls automatisiert und papierlos ab, sondern von Hand und auf der Basis von Papierdokumenten. Das hat seinen Grund darin, dass fast immer in „Losgröße Eins“ gefertigt wird. Heinz-Dieter Finke, Technischer Geschäftsführer der Schaltanlagenbau GmbH H. Westermann in Minden: „Die Schränke mögen von außen gleich aussehen, aber im Inneren sind sie immer unterschiedlich. Das liegt daran, dass jeder Schaltschrank in der Regel individuell für eine Maschine oder Anlage entwickelt und gefertigt wird. Und wenn es die Anlage nur einmal gibt, ist auch der Schaltschrank ein Unikat.“ Unter diesen Maßgaben eine computergestützte Planung und Fertigung zu verwirklichen – das ist schwierig. Aber genau das ist das Ziel vieler Projekte in der Industrie, die unter den Begriffen „Industrie 4.0“, „Internet der Dinge“ und „Digitalisierung“ diskutiert werden.

Tablets für die Fertigung

Westermann hat beschlossen, diese Aufgabe anzugehen und damit Pionierarbeit in der Branche zu leisten. Dabei nutzt das Unternehmen die Unterstützung von „Digital in NRW – das Kompetenzzentrum für den Mittelstand“ (eines der Mittelstand 4.0-Kompetenzzentren des BMWi) mit Forschungspartnern aus der Region OWL. Zwei Themen standen und stehen dabei im Vordergrund. Zum einen haben die Projektpartner Konzepte zur Datendurchgängigkeit von der Projektierung bis in die Fertigung erarbeitet, die nun Schritt für Schritt umgesetzt werden. Uwe Friedrichs, Kaufmännischer Geschäftsführer der Schaltanlagenbau GmbH H. Westermann: „In dem Projekt haben wir wertvolle Grundlagen geschaffen, um die Digitalisierung strukturiert anzugehen. Neben der Aufnahme heutiger Prozesse, haben wir erarbeitet, wie sich die Prozesse im Rahmen der Digitalisierung verändern. Dazu haben wir uns auch die notwendigen IT-Systeme und Da-ten angeschaut welche die Grundlage für die Digitalisierung darstellen. Insbesondere wollen wir in Zukunft auch vermehrt unsere Kunden und Zulieferer ein-binden um die Prozesse zu digitalisieren.“

Vielfacher Nutzen der Tablets bei Westermann

Den Nutzen der Digitalisierung erleben auch die Mitarbeiter der Schaltanlagenbau GmbH H. Westermann: Derzeit erproben sie den Einsatz von Tablets in der Fertigung. Ziel ist es, dass die Schaltpläne nicht mehr ausgedruckt werden müssen, sondern am Arbeitsplatz als digitale Montageanleitung bereitgestellt werden. Das hat viele Vorteile. Der offensichtlichste ist, dass die Mitarbeiter bei dem Verdrahten unterstützt werden. Wenn die Daten in Zukunft durchgängig in guter Qualität zur Verfügung stehen, können damit noch zahlreiche weitere Schritte wie die digitale Auftragsverfolgbarkeit unterstützt werden. Uwe Friedrichs: „Wir wollen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitnehmen. Uns ist es wichtig die Veränderungen gemeinsam zu bestreiten und das interne Feedback mit zu berücksichtigen.“

Forschungspartner aus der Region

Forschungspartner der Schaltanlagenbau GmbH H. Westermann sind das Fraunhofer-Institut für Entwurfstechnik Mechatronik IEM, die Universität Bielefeld sowie der Software Innovation Campus der Universität Paderborn. Im Rahmen des BMWi-Kompetenzzentrums „Digital in NRW“ bieten sie Workshops, Veranstaltungen in Projekte für kleine und mittlere Unternehmen an. „Für viele mittelständische Unternehmen ist das Thema Industrie 4.0 noch zu weit weg von der eigenen Realität. Sie wissen häufig gar nicht, welche technischen Lösungen für sie sinnvoll sind, geschweige denn, mit welchen Schritten sie beginnen sollen. Darüber hinaus ist der konkrete Nutzen der Lösungen nicht direkt ersichtlich, da zu Beginn erst einmal viele Grundlagen für die Digitalisierung erarbeitet werden müssen“, so Robert Joppen, Projektleiter und Mitarbeiter am Fraunhofer IEM. Das Projekt „Digitalisierung im Schaltschrankbau“ wird von einem Begleitkreis unterstützt, der sich aus Vertretern der Unternehmen Eplan, Phoenix Contact, Rittal, Wago und Weid¬müller zusammensetzt. Sie liefern fachliches Know-how für Komponenten, Software und Prozesse im Bereich Schaltschrankbau. Damit tragen die Unternehmen im Begleitkreis dazu bei, einen ganzheitlichen Ansatz aus Perspektive der Industrie zu verfolgen und die Projektergebnisse später auf andere Unternehmen übertragbar zu machen.

Projekt auf der Hannover Messe vertreten

Das Projekt, das für die Dauer von einem Jahr angelegt ist, steht kurz vor dem Abschluss. Auf der Hannover Messe 2017, am Gemeinschaftsstand des Spitzenclusters it´s OWL, haben die Projektpartner schon einen ersten „Demonstrator“ vorgestellt. Heinz-Dieter Finke: „Wir haben erstmals gezeigt, wie die Mitar-beiter künftig bei der Fertigung eines Schaltschrankes durch eine digitale Todo-Liste unterstützt werden. Diese Technologie erproben wir zurzeit bei uns in der Fertigung.“ „Digital in NRW – Das Kompetenzzentrum für den Mittelstand in NRW“ ist Teil des Förderschwerpunkts „Mittelstand-Digital“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi). Mittelstand-Digital informiert kleine und mittlere Unternehmen über die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung. Regionale Kompetenzzentren helfen vor Ort dem kleinen Einzelhändler genauso wie dem größeren Produktionsbetrieb mit Expertenwissen, Demonstrationszentren, Netzwerken zum Erfahrungsaustausch und praktischen Beispielen. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie ermöglicht die kostenlose Nutzung aller Angebote von Mittelstand-Digital. Weitere Informationen finden Sie unter.

Veröffentlicht von

Katherina Ibeling

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