Sondereffekte befeuern das deutsche BIP

Das deutsche BIP ist zu Jahresbeginn kräftig gewachsen. Ausschlaggebend hierfür waren vor allem auch Sondereffekte. Diese dürften im laufenden Quartal fehlen und die Wachstumsdynamik unter das Normalmaß zurückgehen. Unsere BIP-Prognose für 2016 beträgt unverändert 1,5%.

Der ersten Schätzung des Statistischen Bundesamtes zufolge ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland Anfang 2016 um 0,7% gegenüber dem Vorquartal gewachsen. Die BIP-Details werden zwar erst am 24. Mai bekannt gegeben. Das Bundesamt hat aber bereits mitgeteilt, dass vom privaten und öffentlichen Konsum positive Wachstumsimpulse ausgegangen sind. Positiv entwickelt haben sich zudem die Ausrüstungs- und Bauinvestitionen. Das Wachstum belastet hat dagegen der Außenhandel, weil die Importe stärker gestiegen sind als die Exporte.

Der BIP-Zuwachs markiert nicht nur einen gelungenen Einstieg der Wirtschaft in das laufende Jahr. Verglichen mit dem Schlussquartal 2015 ist er zudem doppelt so hoch ausgefallen. Ursache hierfür waren vor allem auch konjunkturelle Sondereinflüsse: Aufgrund der milden Witterung haben sich gesamtwirtschaftliche Vorzieheffekte, besonders im Bausektor, eingestellt, und anders als im vergangenen Jahr fielen die Osterferien in das erste Quartal. Diese positiven Wachstumsimpulse werden im laufenden Quartal fehlen. Das höhere BIP-Wachstum im ersten Quartal markiert für uns daher nicht den Auftakt zu einer nun beständig höheren Dynamik.

Mit Blick auf diese Sondereffekte dürfte das BIP-Wachstum im laufenden Quartal deutlich unter die Wachstumsrate des Produktionspotenzials von rund 0,3% zurückfallen. Im weiteren Jahresverlauf dürfte es dieser entsprechen. Damit erwarten wir eine Neuauflage des Wachstumsverlaufs von 2014. Unsere BIP-Prognose von 1,5% für 2016 halten wir aufrecht (ohne Arbeitstageffekt 1,4%).

Unser Blick auf das deutsche BIP-Wachstum hat sich somit aus genereller Sicht nicht geändert: Es bleibt im Wesentlichen eine Konsumstory. Diese beruht jedoch nicht auf einem klassischen Konjunkturaufschwung oder einer Reformagenda. Neben der niedrigen Arbeitslosigkeit ist sie auch das Resultat von Zufällen: Im vergangenen Jahr war dies der Rohölpreisrückgang, der als Konsumtreiber derzeit jedoch an Kraft verliert. Dies dürfte 2016 durch die Flüchtlingsmigration und die für Juli beschlossene Rentenerhöhung aufgefangen werden.

Deren Impulse wiederum werden 2017 an Triebkraft verlieren. Schubkraft durch das außenwirtschaftliche Umfeld steht eher nicht bevor: Die Konjunkturerholung im Euroraum wird wohl weiter wenig dynamisch verlaufen, und mit China und Großbritannien schwächeln wichtige Handelspartner. Ohne neue Zufälle wäre es daher ein Erfolg, wenn beim BIP-Wachstum die durchschnittliche Verlaufsrate der Jahre 2014-16 auf Dauer bestehen bliebe.

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Veröffentlicht von

Sascha Brinkdöpke

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