SchuldnerAtlas Münsterland 2017

Schuldnerdichte Münsterland
Langzeitchart 2: Entwicklung der Schuldnerquote in Deutschland und im Münsterland

Im Münsterland ist die Anzahl überschuldeter Privatpersonen (Schuldnerdichte) zum vierten Mal in Folge gestiegen, wobei der Zuwachs in 2017 mit plus 554 Schuldnern nur halb so groß ausfiel, wie ein Jahr zuvor, als noch 1.100 Neuschuldner gezählt wurden. Somit waren in 2017 113.020 Münsterländer (2016: 112.466 Schuldner) von Überschuldung betroffen.

Die Schuldnerquote, die die Anzahl der Schuldner ins Verhältnis zu allen geschäftsfähigen Verbrauchern setzt, sank leicht auf 8,49 Prozent (Vorjahr 8,59 Prozent), da die Bevölkerung nochmals deutlich zugenommen hat.

Der SchuldnerAtlas Münsterland untersucht, wie sich die Überschuldung von Verbrauchern innerhalb des Münsterlands kleinräumig verteilt und entwickelt. Überschuldung liegt dann vor, wenn der Schuldner die Summe seiner fälligen Zahlungsverpflichtungen mit hoher Wahrscheinlichkeit über einen längeren Zeitraum nicht begleichen kann und ihm zur Deckung seines Lebensunterhaltes weder Vermögen noch Kreditmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Oder kurz: Die zu leistenden Gesamtausgaben höher sind als die Einnahmen.

Geringe Schuldnerdichte in den Münsterlandkreisen und der kreisfreien Stadt

Auf Kreisebene weist der Schuldneratlas 2017 für das gesamte Münsterland eine geringe Schuldnerdichte aus. 2016 hingegen lag die Schuldnerquote im Kreis Warendorf noch im erhöhten Bereich.

Rückläufige Schuldnerzahlen nur im Kreis Coesfeld

Die Bewohner des Kreises Coesfeld sind seit Jahren am geringsten von Überschuldung betroffen. 2017 hatte sich in diesem Kreis des Münsterlandes als einzige Teilregion auf Kreisebene die Anzahl der Schuldner um minus 140 verringert, so dass 2017 nur noch 12.907 Verbraucher im Kreis Coesfeld Überschuldungsmerkmale aufwiesen. Ebenso der Rückgang bei der Schuldnerquote war hier mit minus 0,17 Punkten auf 7,2 Prozent am größten.

Auch in den übrigen Kreisen und der kreisfreien Stadt Münster nahm die Schuldnerdichte ab, jedoch stieg gleichzeitig die Anzahl der Schuldner.

In Münster höchster Zuwachs bei der Schuldneranzahl

Als Ballungsgebiet fiel dieser Zuwachs mit plus 292 auf insgesamt 22.197 Schuldner erwartungsgemäß in Münster am größten aus. 8,42 Prozent (Vorjahr 8,52 Prozent) der Münsteraner waren somit im letzten Jahr überschuldet.

Deutlicher Negativtrend im Kreis Borken zu

Auch der Kreis Borken verzeichnete ein deutliches Plus um 176 Schuldner auf insgesamt 25.751 überschuldete Verbraucher. Mit minus 0,07 Punkten bilanzierte dieser Kreis den geringsten Rückgang bei der Schuldnerquote auf 8,59 Prozent. Trotzdem war die Überschuldungsdichte im Kreis Borken immer noch geringer als in den Kreisen Steinfurt und Warendorf.

Anzahlmäßig wohnen die meisten Schuldner im Kreis Steinfurt

In absoluten Zahlen gab es im Kreis Steinfurt mit plus 91 Schuldnern den geringsten Zuwachs – den Kreis Coesfeld hierbei natürlich ausgenommen –. Dieser Kreis erfuhr auch mit minus 0,12 Punkten den zweitgrößten Rückgang bei der Schuldnerquote auf 8,81 Prozent. Dennoch lebten im größten Kreis des Münsterlandes weiterhin die meisten Schuldner.

2017 auch im Kreis Warendorf wieder eine geringe Schuldnerdichte

Die Schuldnerquote blieb im Kreis Warendorf am höchsten und auch der Trend zeigte sich in dieser Teilregion des Münsterlandes vergleichsweise schlecht. Während die Zahl der Schuldner um 135 auf 20.327 stieg, nahm die Schuldnerquote nur um geringfügige 0,08 Punkte auf 8,95 Prozent ab. Dennoch wies der Kreis – da die Schuldnerquote nun knapp unter 9 Prozent lag – wieder eine geringe Schuldnerdichte aus, so dass das Münsterland in der Schuldnerkarte auf Kreisebene durchgängig grün gekennzeichnet ist.

Auf Postleitzahlenebene gab es auch im Münsterland Schuldenbrennpunkte

Bei der kleinräumigeren Betrachtung auf Postleitzahlenebene wurden jedoch auch in unserer Region einige Schuldenbrennpunkte deutlich. Unverändert lagen diese im Nordosten von Münster mit Sprakel, Kinderhaus, Coerde, Gelmer und Handorf sowie Rheine, Gronau und dem Süden von Ahlen.

Die höchste Schuldnerquote errechnete sich für 2017 wie bereits die Jahre zuvor für Ahlen im Postleitzahlengebiet 59229. Die geringste Schuldnerdichte verzeichnete Münsters Innenstadtring im Postleitzahlen-Bereich 48149.

Überschuldungsintensität

2017 haben die Fälle mit hoher Überschuldungsintensität – eine Vielzahl miteinander verknüpfter Negativmerkmale, meist mit juristischen Sachverhalten – als auch solche mit geringer Überschuldungsintensität – bei der es sich meist um nachhaltige Zahlungsstörungen handelt – abgenommen. Somit war der Trend der Vorjahre, dass harte Überschuldungsmerkmale zunehmen und die weichen eher abnehmen, vorerst gestoppt.

Altersstruktur der Schuldner

Prozentual waren die meisten Verbraucher in der Altersklasse 30 bis 39 Jahre von Überschuldung betroffen, gefolgt von den 40- bis 49-Jährigen. Der Anteil der sehr jungen Verbraucher (unter 30 Jahre), die überschuldet waren, nahm weiter ab. Die Altersarmut hingegen bleibt ein wichtiges Thema für die Politik. Die Überschuldung der 70-Jährigen und Älter verdichtete sich erneut in 2017.

Je jünger die Verbraucher, umso mehr Frauen waren auch von Überschuldung betroffen. In den jüngeren Generationen übernehmen Frauen zunehmend finanzielle Verantwortung, was sie gleichzeitig auch dem Überschuldungsrisiko mehr aussetzt.

Insgesamt war das Münsterland auch 2017 wieder vergleichsweise wenig von dem Thema der Überschuldung von Privatpersonen betroffen. Für Deutschland lag die Schuldnerquote bei 10,04 Prozent (2016: 10,06 Prozent), in unserem Bundesland NRW sogar bei 11,63 Prozent (Vorjahr: 11,66 Prozent).

www.creditreform-muenster.de

Veröffentlicht von

Sascha Brinkdöpke

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