Modell zur Selbstanalyse: Die Sieben Felder der Selbstführung

Für die Praxis bietet sich die Konzentration auf die Felder an, die für die eigene Wirksamkeit wesentlich sind. Das Modell erleichtert es, die Selbstführung einzuschätzen und Verbesserungspotenziale zu erkennen – in den „Sieben Feldern der Selbstführung“. Nachfolgend eine kurze Beschreibung.

1. Vision und Mission
Visionen können Wirklichkeit erzeugen, können Kräfte ausrichten und das scheinbar Unmögliche erschaffen. Unter den über neunzig Interviewten des Selbstführungsprojekts habe ich zahlreiche erfolgreiche Führungskräfte getroffen, die eine klare Vision bzw. klare Zukunftsbilder verinnerlicht hatten, an denen sie sich orientieren. Ebenso gab es zahlreiche Gesprächspartner, die eine innere Aufgabe, eine „Mission“ verspürten. Theorie und Praxis belegen, dass die Reflexion über den eigenen Lebenszweck und die eigenen Ziele die Wirksamkeit des beruflichen Lebens fördern kann: Wenn ich weiß (oder zu wissen glaube), wozu ich auf der Welt bin, dann kann ich auch meine Ziele darauf ausrichten. Das ist eine Grundlage für gelingende Selbstführung.

2. Körper, Seele, Geist
Als Coach und Berater ist es immer wieder faszinierend herauszuarbeiten, wie sehr manche Führungskräfte sich von außen steuern lassen, z.B. durch Zeitungen oder Fernsehen (ich empfehle in solchen Fällen gerne eine „Mediendiät“). Zum Feld Körper, Seele, Geist rechne ich im weiteren Sinne Körperbewusstsein und -pflege, Spiritualität, innere Grundhaltung, aber auch mentale Modelle (wie nehme ich die Welt wahr) oder kognitive Fähigkeiten (Umgang mit Komplexität und Veränderung). Es bestätigt sich: die innere Einstellung zählt – erfolgreiche unternehmerische Menschen haben einen konstruktiven Denkrahmen oder englisch: Mind-Set. Ebenfalls wesentlich für eine gelingende Selbstführung: das Bewusstsein für Rhythmen und die Pflege persönlicher Rituale.

3. Fähigkeiten und Selbstentwicklung
Wissen Sie, wie Sie am besten Lernen? Kennen Sie Ihre Fähigkeiten und wissen Sie, wie Sie diese systematisch weiterentwickeln können? In dieses Feld des Modells sind auch wesentliche soziale und kommunikative Fähigkeiten eingeordnet, hier geht es darüber hinaus um wichtige Grundfähigkeiten im Kontext von Selbstführung, wie Selbstwahrnehmung, Selbstbewertung, Selbstvertrauen, Eigenkontrolle und Anpassungsfähigkeit.

4. Partner, Mitarbeiter und Netzwerk
Gehören Sie zu den Führungskräften, die nicht abgeben können? Erfolgreiche Führungskräfte, so ein wichtiges Ergebnis der Interviews, finden die Ergänzung durch andere Mitarbeiter, kompensieren derart ihre Schwächen. Gerade die anderen – Mitarbeiter, Kollegen, Externe – sind für die Wirksamkeit des unternehmerischen Menschen von entscheidender Bedeutung. Um die eigene Vision zu realisieren, bedarf es der passgenauen Unterstützung durch geeignete Kooperationspartner. Ebenso muss die Rollen- und Aufgabenverteilung geklärt sein, insbesondere mit dem
Lebenspartner.

5. Prozesse und Strukturen
Immer wieder faszinierend, wie in Unternehmen umfassende Projekte der Prozessoptimierung und der „schlanken“ Fertigung eingeführt werden und die Selbstorganisation des Chefs (oder der Chefin) vollkommen chaotisch bleibt. Hier wäre Prozessoptimierung in eigener Sache gefragt, um durch geeignete Arbeitsstrukturen und -prozesse die eigene Wirksamkeit sicher zu stellen. Dazu bedarf es geeigneter Methoden und Instrumente der Selbstorganisation, z.B. das Strukturieren des Jahres, des Monats, der Woche und des Tages, das Setzen von Prioritäten (die richtigen Dinge tun) oder das Entwickeln von Ritualen und Gewohnheiten der Selbststeuerung.

6. Produkte und Projekte
Schön, wenn man eine eigene Vision hat – aber wie realisiert sich dieses Zukunftsbild? Dieses Feld stellt auf die Realisierung der Vision scharf: die Werke, die Projekte und Produkte sind wichtig, seien es Langzeitvorhaben oder gar ein Lebensprojekt. Die Interviewpartner haben zahlreiche Beispiele geliefert wie die Erschaffung einer Supermarktkette, den Bau einer innovativen Yacht oder ein in Manufaktur gefertigter Roadster. Hier geht es um die persönliche Leidenschaft, um vorzeigbare Ergebnisse, um Ideen, die sich verwirklicht haben.

7. Mehrwert
Woran messe ich meinen oder auch den gemeinsamen Erfolg? Und wie kann ich feststellen, ob ich auf dem richtigen Weg bin? Das siebte und letzte Feld des Modells fragt nach den Indikatoren für den Erfolg, nach dem Mehrwert. Meine Interviewergebnisse bestätigen, dass es Indikatoren, Regeln und Rituale der Selbstkontrolle geben muss, um diese Wirksamkeit sicher zu stellen.

Veröffentlicht von

Dr. Burkhard Bensmann

Jahrgang 1959, Dr. phil., selbstständiger Organisationsberater und Coach für Führungskräfte und Autor mit Basis Osnabrück. Bensmann setzt in der Begleitung von Organisationen und Führungskräften auf Vertrauen, Wirksamkeit und Nachhaltigkeit. In den über fünfundzwanzig Jahren seiner freiberuflichen Beratertätigkeit begleitete er Unternehmen insbesondere in Veränderungsprozessen. Seit 1990 Lehrtätigkeit an Hochschulen. Im Dezember 2010 wurde er zum Honorarprofessor für Kommunikation und Organisationsentwicklung an der Hochschule Osnabrück berufen. Seit 2008 führt er eine Interviewreihe mit Führungskräften zum Thema Selbstführung durch, bisher wurden über neunzig Gespräche geführt. Als Zwischenergebnisse legte er zwei Fachbücher vor. Sie erreichen Dr. Burkhard Bensmann unter: bb@bensmann.org http://www.bensmann.org

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