FHB bildet zum ersten Mal aus

FHB-Chef Peter Hoffmann (von links) begrüßte gestern Lena Pahl aus Spenge und Anna Stegink aus Herford als erste Auszubildende im Beruf der Textil- und Modenäherin. Ausbilderin Kerstin Trippler (rechts) erläuterte an der Kleidung für den zünftigen FHB-Teddy Eddy (vorne), worauf es beim Nähen ankommt. (Foto: FHB original)
FHB-Chef Peter Hoffmann (von links) begrüßte gestern Lena Pahl aus Spenge und Anna Stegink aus Herford als erste Auszubildende im Beruf der Textil- und Modenäherin. Ausbilderin Kerstin Trippler (rechts) erläuterte an der Kleidung für den zünftigen FHB-Teddy Eddy (vorne), worauf es beim Nähen ankommt. (Foto: FHB original)

Spenge. Lena Pahl aus Spenge und Anna Stegink aus Herford, beide 21, haben jetzt ihre Ausbildung zur Textil- und Modenäherin bei FHB in Spenge angetreten. Das Besondere daran: Der Beruf war eigentlich schon fast ausgestorben in der Region. Und FHB, seit 70 Jahren Hersteller von Zunft- und Arbeitskleidung, bildet zum ersten Mal im Nähsaal aus.

Wer einen seltenen Beruf wählt, hat es weiter zur Berufsschule: Für Anna und Lena startet der schulische Teil ihrer zweijährigen dualen Ausbildung im 20 Kilometer fernen Halle Westfalen. Denn es gab zuletzt nur noch sechs Betriebe in Ostwestfalen, die Lehrstellen für Textil- und Modenäher/in anbieten. Im abgelaufenen Ausbildungsjahr zählte die Industrie- und Handelskammer (IHK) gerade einmal 15 Verträge. Das war vor gut zwei Jahrzehnten noch völlig anders, als in Hunderten Manufakturen und Fabriken in der Region die Nähmaschinen summten. OWL war Schwerpunkt der deutschen Textilindustrie und zugleich Sitz zahlreicher spezialisierter Zulieferer. Doch eine Produktion nach der anderen wurde ins Ausland verlagert, große Nähsäle wie bei FHB wurden rar. Bestenfalls blieb die Musternäherei im Hause.

„Wir mussten bisher nicht ausbilden, weil immer noch genügend Fachkräfte im Kreis Herford oder in Bielefeld zu bekommen waren“, berichtet Kerstin Trippler, Produktionsleiterin mit AE-Schein bei FHB. Viele erfahrene Näherinnen waren bereits in anderen Jobs – zum Beispiel im Textileinzelhandel – untergekommen, ein Angebot zur Rückkehr an die Nähmaschine nahmen die meisten jedoch gerne an. 30 Urlaubstage pro Jahr, nur fünf Arbeitstage pro Woche und nachmittags Feierabend um 15.15 Uhr sind gute Argumente für einen Wechsel.

Ihre Erfahrung war und ist willkommen. Doch nur jüngere Mitarbeiter können verhindern, dass später einmal viele der 50 Expertinnen im FHB-Nähsaal gleichzeitig in Rente gehen. Ein Grund mehr für Geschäftsführer Peter Hoffmann, das Experiment Ausbildung gezielt anzugehen: „Wir freuen uns über den Nachwuchs. Wir haben Anna und Lena in Praktika kennengelernt und finden, dass beide prima zu uns passen.“

Die ersten Tage im neuen Job verbrachten die beiden 21- jährigen damit, ein Dutzend und mehr „Eddys“ einzukleiden. Das sind 35 Zentimeter kleine Teddys in der Zunftkleidung der Wandergesellen, die es im Fachhandel für Berufsbekleidung oder im FHB-Onlineshop zu kaufen gibt. Kerstin Trippler: „Die kleinen Zuschnitte von Eddys Weste oder Hose verlangen Genauigkeit und ganz viel Geduld.“ Nach und nach werden Anna und Lena nicht nur am Schnellnäher arbeiten, sondern auch am Bügeltisch und an den vielen anderen Spezialnähmaschinen. Über die Schulter schauen dürfen Sie auch, wenn Wandergesellen zur Anprobe ihrer maßgefertigten Zunftkluft kommen oder wenn FHB-Produkte auf Messen zu präsentieren sind. Die nächsten zwei Jahre werden für Lena und Anna sicher spannend.

OB das stark wachsende Unternehmen FHB ab kommenden Sommer wieder ein bis zwei Lehrstellen für den Beruf Textil- und Modenäher/in anbietet, ist noch nicht entschieden. Kerstin Trippler: „Wer Lust auf den Beruf hat, sollte sich jedoch trotzdem schon mal bewerben.“

www.fhb.de

Veröffentlicht von

Sascha Brinkdöpke

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