Energie-Plus-Kläranlage der Stadtwerke Bad Oeynhausen

Auf der 31. Station seiner Zukunftsenergientour besuchte NRW-Klimaschutzminister Johannes Remmel am mit einer Delegation der EnergieAgentur.NRW neben dem energetisch sanierten Verwaltungsgebäude der Stadtwerke die Energie autarke Kläranlage in Bad Oeynhausen. Nach der Modernisierung der Blockheizkraftwerke (BHKW) erreicht die städtische Kläranlage 2014 einen Eigenversorgungsrad von 113 Prozent.

Durch Investitionen von über 800.000 Euro in die Energieeffizienz konnten die jährlichen Energiekosten um rund 250.000 Euro/Jahr reduziert werden. „Kommunen gehören neben der Industrie zu den energetischen Großverbrauchern. Gerade in Kläranlagen ist der Energiebedarf für die biologische und chemische Wasseraufbereitung sehr hoch. Dass die Kläranlage in Bad Oeynhausen mehr Energie erzeugt als sie verbraucht, ist deshalb ein Vorbild und gelungenes Beispiel für ,Klimaschutz made in NRW‘, also für den klugen Einsatz moderner Technologie zur Reduktion der Umweltbelastungen“, so Johannes Remmel, Minister für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen.

Deutschlandweit gibt es rund 10.000 kommunale Kläranlagen, sie waren laut Umweltbundesamt 2010 für rund 20 Prozent des kommunalen Stromverbrauchs verantwortlich – fast 4.400 Gigawattstunden (GWh). Das entspricht dem Strombedarf von 900.000 Vierpersonenhaushalten und verursacht 3 Millionen Tonnen CO2. „Das sind erhebliche ökonomische und ökologische Potenziale. Die Belüftung erfordert in der Regel den mit Abstand größten Energieaufwand von allen Verfahrensschritten einer kommunalen Abwasserbehandlungsanlage.

Allein die Belüftung der Schlammstabilisierung ist je nach Größe der Kläranlage für 50 bis 80 Prozent des gesamten Stromverbrauchs verantwortlich“, bewertet Minister Remmel. Das Klärwerk in Bad Oeynhausen ist eine typische mittelgroße Anlage, die hinsichtlich Abwasserzusammensetzung, Verfahren und Auslegung vielen Anlagen in Nordrhein-Westfalen gleicht. Sie wurde 1972 errichtet. Die Auslastung der Anlage lag in den letzten Jahren relativ gleichbleibend bei 63.000 Einwohnern.

Das anfallende Klärgas wird vollständig für die Erzeugung von Wärme und Strom mittels Kraft-Wärme-Kopplung genutzt. Die Gaserzeugung hat sich deutlich erhöht. Dieser Status wurde in einem zwanzigjährigen Prozess ohne Einsatz fossiler Energieträger, Co-Fermentation oder andere externe Energiequellen erreicht. Die energetische Optimierung der Kläranlage ist eingebettet in das Klimaschutzkonzept der Stadt Bad Oeynhausen und trägt seinen Teil zu der ambitionierten Zielsetzung bei. Im Jahr 2007 hat der Rat der Stadt beschlossen, den kommunalen Klimaschutz als strategisches Ziel voranzutreiben.

Bereits in den 1990er Jahren wurden die ersten Maßnahmen umgesetzt, die dazu führten, dass der Energiebedarf der Anlage reduziert wurde. Um verfahrenstechnische Probleme bei der Stickstoffeliminierung zu lösen, wurde die Anlage damals erweitert, der ständig belüftete Teil der Biologie auf intermittierenden Betrieb umgestellt sowie die Strömungsenergie der unbelüfteten Becken reduziert. Daraufhin waren die Probleme hinsichtlich der Denitrifikation nicht mehr vorhanden. Gleichzeitig konnte der Energiebezug um rund 150.000 Kilowattstunden (kWh) jährlich gesenkt werden. Bei der Erneuerung der Anlagentechnik spielte neben der Wirtschaftlichkeit auch die Energieeffizienz eine Rolle. Ein moderner Hochleistungsdekanter für die Schlammentwässerung wurde installiert. Ersparnis: 20.000 kWh/Jahr. Für das Belüftungsgebläse der Biologie wurden zwei  magnetgelagerte Turboverdichter eingesetzt. Ersparnis: 65.000 kWh/Jahr.

„Seit Ende 2011 werden die Anstrengungen im Klimaschutz durch die Teilnahme von Stadt und Stadtwerken am „European Energy Award (EEA)“ weiter intensiviert. Neben der Beratung und Motivation externer Akteure zu klimafreundlichem Handeln liegt ein Schwerpunkt der Aktivitäten auf den stadteigenen Liegenschaften und Anlagen. Hier konnte seit 1990 der CO2-Ausstoß um 50 Prozent reduziert werden. Einen sehr großen Anteil an diesen gesamtstädtischen Einsparungen haben dabei die Maßnahmen der Stadtwerke Bad Oeynhausen erbracht, sei es durch die energetische Sanierung des Verwaltungsgebäudes in der Weserstraße, sei es durch die vielfältigen Maßnahmen auf der Kläranlage der Stadtwerke“, erklärte Christoph Dörr, Vorstand der Stadtwerke Bad Oeynhausen.

„Kläranlagen sind Paradebeispiele für die ,low hanging fruits ‘ der Energiewende. Durch die biologischen und chemischen Prozesse fallen Gase an, die noch viel zu oft als Abfallprodukte einfach abgefackelt werden. Zum Glück mehren sich aber die Beispiele dafür, dass man diese Gase in BHKW energetisch nutzt und Strom und Wärme auf diese Weise gewinnt. Das Land unterstützt diese Entwicklung im Rahmen des KWK-Impulsprogrammes mit Fördergeldern aus dem Programm progres.nrw“, so Dr. Frank-Michael Baumann, Geschäftsführer der EnergieAgentur.NRW.

Die EnergieAgentur.NRW hat dieses vorbildliche Projekt in einer Broschüre vorgestellt, die über die Webseite herunterladbar und bestellbar ist. Titel der Broschüre: „Bad Oeynhausen – eine Energie-Plus-Kläranlage weist den Weg“.

www.energieagentur.nrw.de

Veröffentlicht von

Sascha Brinkdöpke

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