BWL-Vorlesung mit Holger Härter

BWL-Vorlesung mit Holger Härter Stuttgart (dapd-bwb). Würden vor Holger Härter junge Männer und Frauen sitzen, man könnte den ehemaligen Porsche-Finanzvorstand für einen Uni-Professor halten. Geduldig malt er an ein Flipchart ein Schaubild, das die Optionsgeschäfte von Porsche in Zeiten der versuchten Übernahme von Volkswagen veranschaulichen soll. Doch vor ihm sitzt der Vorsitzende Richter Roderich Martis mit seinen Schöffen und Beisitzern. Hier geht es nicht um Ausbildung und Noten. Härter kämpft um seine Glaubwürdigkeit – und seine Freiheit. Er ist wegen Kreditbetrugs angeklagt. Darauf stehen bis zu drei Jahre Haft. Zum Prozessauftakt am Stuttgarter Landgericht erscheint Härter am Mittwoch im dunklen Anzug mit schwarz-weiß gestreifter Krawatte – selbstbewusst und siegessicher. Er werde seine Version „mit meiner gewohnten Gelassenheit vortragen und die Dinge darstellen“, diktiert er den versammelten Journalisten in die Blöcke. 2009 musste er nach 13 Jahren bei Porsche den Hut nehmen, nachdem die Übernahme von VW gescheitert war. Härter hatte das Geschäft mit Optionsgeschäften und Krediten vorbereitet. Galt er zunächst vielen als Finanzgenie, wurde er bald als Zocker verschrien. Jetzt scheint er darauf zu brennen, die Ereignisse klarzustellen. Bei seinem Auftritt im Gerichtssaal ist der 56-Jährige nach außen so gelassen, wie er anfangs beteuerte. Er ist sich keiner Schuld bewusst. „Der Vorwurf macht mich fassungslos“, sagt er. Er habe stets akribisch darauf geachtet, dass seine Aussagen fundiert gewesen seien. „Geschäftspartner zu hintergehen, ist nicht meine Art und Weise“, beteuert er. Alles ein Übersetzungsfehler? Schlampig gearbeitet habe dagegen die Staatsanwaltschaft – so die Quintessenz seines Vortrags. Die Anklagebehörde wirft ihm vor, bei Verhandlungen mit der deutschen Tochter der Bank BNP Paribas über einen Kredit, der zur Übernahme von Anteilen an Volkswagen dienen sollte, falsche Angaben gemacht zu haben. Härter hält seine Angaben für richtig. Die Anklage habe fälschlicherweise den Begriff „Net Purchase Price“ mit „Netto-Liquiditätsbedarf“ übersetzt. Tatsächlich müsse es „Netto-Erwerbspreis“ heißen, den Porsche gegenüber der Bank mit 70 Euro je Stammaktie angegeben habe. Dies hätte zu Kosten von 4,1 Milliarden Euro geführt, hätte Porsche wie angestrebt seine Anteile an VW um 20 Prozent auf über 70 Prozent aufgestockt. Die Anklage geht dagegen davon aus, dass Porsche das Geschäft 5,5 Milliarden Euro gekostet hätte. Härter führt das auf die unterschiedlich verwendeten Begriffe zurück. Haarklein führt der gebürtige Bad Kreuznacher am Flipchart aus, welche Optionen Porsche an Volkswagen hielt. Er geht zwischen Richterbank und dem bald voll beschriebenem Papier auf und ab, doziert über betriebswirtschaftliche Begriffe und bietet am Ende großzügig an: „Ich bin gerne bereit, das noch einmal zusammenzufassen und Ihnen schriftlich zukommen zu lassen.“ Was von seiner Gelassenheit übrigbleibt, wird sich wohl erst im kommenden Jahr herausstellen. Insgesamt sind 20 Prozesstage angesetzt, der letzte im Januar. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Veröffentlicht von

Peer-Michael Preß

Peer-Michael Preß – Engagement für die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region seit fast 20 Jahren. Als geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Press Medien GmbH & Co. KG in Detmold ist er in den Geschäftsfeldern Magazin- und Fachbuchverlag, Druckdienstleistungen und Projektagentur tätig. Seine persönlichen Themenschwerpunkte sind B2B-Marketing, Medien und Kommunikationsstrategien. Sie erreichen Peer-Michael Preß unter: m.press@press-medien.de www.press-medien.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.